Friday, June 19, 2009

Fassadenbegrünung: Möglichkeiten und Fehler

Die Begrünung von einer Fassade ist in den meisten Fällen zu begrüßen. Es sieht fast immer besser aus. Sei es nun eine kahle Wand, eine unansehnliche Ecke, ein Carport oder kleiner Winkel zwischen zwei Fenstern. Grüner ist meistens auch schöner. Grüner heißt aber nicht unbedingt ordentlicher. Wem Ordnung das Wichtigste ist und nicht so viel Zeit hat Kletterpflanzen für die Wände auch mal gelegentlich zu pflegen, zu schneiden, in die richtige Richtung zu biegen und anzubinden, der sollte es vielleicht lieber sein lassen.
Für die Fassadenbegrünung gibt es eine Reihe von Pflanzen, die man einsetzen kann. Die einzelnen Arten haben neben der Optik, die immer personenspezifisch ist, aber jeweils Vor- und Nachteile. Diese Vor- und Nachteile der Fassadenbegrünung mit unterschiedlichen Arten will ich ein wenig aus eigener Erfahrung beschreiben.
Clematis eignen sich zur Wandbegrünung. Bei den Clematis muss man die hoch gezüchteten Arten von den Wildarten unterscheiden. Während die hoch gezüchteten Arten mit den großen meisten rosa, lila, weiß und blauen Blüten nicht so übermäßig wuchsfreudig sind, hat man bei den wilden Clematisarten doch mit einem üppigen Wachstum zu rechnen. Hier z.B. ist eine wilde gelbe Clematisart zu sehen. Sie haben auch ihren eigenen Reiz. Im Juni blüht diese Art und hat dann auch ihr stärkstes Wachstum. Nach der Blüte kann die Pflanze schon geschnitten werden und in ihre Schranken verwiesen werden.

Alle Clematisarten benötigen eine Stütze und man muss gelegentlich bei den weniger wüchsigen Arten auch mal die Ranken dahin festbinden, wo sie auch hinwachsen sollen.


Die Kiwi eigenet sich durchaus auch als Wandbegrünung. Aber auch die Kiwi ist äußerst wuchsfreudig und benötigt in den ersten Jahren eine feste Hand, die ihr zeigt wo es hingehen soll. Man kann die Kiwi jeweils im Herbst schneiden, aber es ist auch immer den ganzen Sommer über möglich. Es empfiehlt sich eigentlich die Kiwi mehrfach im Jahr zu schneiden, weil sie dann schneller die Form bekommt, die man haben möchte.

Kiwis brauchen viel Platz und sollten deshalb nur an große Wände gepflanzt werden. Es ist auch möglich die Kiwi an hohen Häusern, z.B. Mehrfamilienhäusern zu pflanzen. Sie kann dann bis in die 4. Etage gezogen werden. Vielleicht wohnen Sie ja in einem Mehrfamilienhaus und hätten es gern auch oben etwas grüner. Fragen Sie doch mal die Nachbarn? Wäre es nicht eine gute Idee, eine Nachbarschaftsinitiative eine Kiwi anzupflanzen und sie über 4 Balkone nach oben zu ziehen? Die Kiwi kann unten geschnitten werden wie man will. Es muss dort also nicht so üppig sein. Man muss nur die Haupttriebe stehen lassen für die Bewohner in den oberen Etagen.


Lonicera oder auch Jelängerjelieber / Je länger je lieber: Auch eine schöne Pflanze. Wie die bisher vorgestellten Arten benötigt sie auch eine Stütze und in der Anfangszeit ein gelegentliches anbinden. Im Juni ist sie eine hervorragende Bienenweise und Hummelweide. Wir hatten gerade einen unglaublichen Krach in dieser Pflanze. Die Gesamtheit der Hummeln und Bienen ist doch enorm laut. Andererseits ist es toll und es beruhigt. Man fühlt sich richtig in der Natur.

Auch die Lonicera kann man schneiden und binden wie man will. Sie verträgt auch ein wenig Dunkelheit. Eine dunklere Ecke am Haus oder die Nordseite übersteht die Pflanze problemlos. Sie lebt ja auch bei uns in den heimischen Wäldern und hat dann auch des öfteren wenig Licht. Wer eine Pflanze Jelängerjelieber anpflanzt sollte aber in dunkleren Bereichen oder auch in Konkurrenz mit den anderen Bäumen und Sträuchern, falls die in der Nähe sind, aber das häufige Gießen in der Anfangszeit nicht vergessen.

Eine weiterhin beliebte und schöne Rankpflanze für die Fassadenbegrünung ist der Efeu. Sie können im Prinzip jeden Efeu verwenden, den sie in Deutschland kaufen können. Das gilt auch für die kleinen Pflänzchen, die man im Topf für das Haus kauft. Wenn die dann nicht mehr so schön aussehen, können Sie den Efeu zur Fassadenbegrünung einfach an die Hauswand, die Wand vom Gartenschuppen bzw. Gartenhaus oder das Carport pflanzen, gießen , und dann sich selbst überlassen. Es gibt beim Efeu in der Zwischenzeit auch Züchtungen mit bunten Blättern. Diese sind meistens nicht so wuchsfreudig und die Pflege ist deshalb aufwändiger. Auf die Nachteile von Efeu gehe ich später noch ein. Ein Vorteil ist auf jeden Fall, dass der Efeu allein an der Wand hochwächst, zumindest wenn die Wand rauh genug ist. An Holz ist das jedenfalls kein Problem. Putz muss dem Efeu schon Halt für die Wurzeln, die die Pflanze halten, bieten.

Wilder Wein wird häufig auch für die Fassadenbegrünung genutzt. Ein Vorteil und auch ein Nachteil ist, dass er sehr schnell wächst. Er wächst mehrere Meter im Jahr, wenn die Pflanze älter ist und man sie vorher zurückschneidet noch ein wenig mehr. Der Vorteil ist, dass z.B. bei Neubauten schnell ein schönen Grün entsteht. Wenn man wilden Wein anpflanzt, sollte auf jeden Fall viel Platz vorhanden sein. Aus meiner Sicht hat der wilde Wein den großen Nachteil, dass er im Winter die Blätter verliert. Wer also sich auch im Winter von grün umgeben sein will, sollte eher eine andere Kletterpflanzenart zu Wandbegrünung wählen.

Eine weitere seltenere Art ist ein wilder Wein aus Nordamerika. Er hat wunderschöne grüne Blätter. die genaue Bezeichnung ist mir leider nicht bekannt (kennt jemand dieseArt?). Dieser Wein wird bis zu 10 m hoch bzw. breit.

Ebenso zur Wandbegrünung einsetzbar ist echter Wein, wie man ihn in blauer Form und in grüner Form einfach im Baumarkt, in der Gärtnerei oder über den Versandhandel kaufen bzw. bestellen kann. Man kann aber auch von Wein Stecklinge machen. Die wachsen zwar nicht leicht an, aber wenn man es im Herbst macht hat man aus eigener Anschauung so ungefähr eine 50% Chance.


Wenn man die Pflanzen sehr groß werden lässt haben einige Arten die Eigenschaft, die Funktion der Wandbegrünung nur noch in den oberen Bereichen zu erfüllen. Hier z.B. eine Lonicera, die oben prächtig entwickelt ist (auf dem Foto nicht zu sehen) und unten kaum noch grün hat. aus diesem Grund habe ich mich entschlossen und es auch umgesetzt, im unteren Bereich einen langsam wachsenden bunten Efeu wachsen zu lassen. So ist unten Efeu und oben Lonicera. man kann natürlich auch die Je länger je lieber auch oben abschneiden, dann teibt die Pflanze unten wieder neu aus.


Alle Pflanzen, die sich selbst am Gemäuer festhalten können für die Bausubstanz gefährlich werden. Auf dem Foto sieht man einen normalen Efeu, der den Dachfirst erreicht hat. Bei solchen Pflanzen und besonders bei Efeu ist es wichtig, das die Pflanze jedes Jahr, und ich meine wirklich jedes Jahr unterhalb des Daches abgeschnitten wird. Sonst kann es Schaden an der Verkleidung oder am Dach geben. Efeu ist deshalb nichts für Leute, die diese Arbeit nicht leisten können oder leisten wollen.

Hier ist z.B. eine Stelle, an der vergessen wurde, den Efeu abzuschneiden. Die ältern Pflanzen, die schon beschnitten worden sind, sind sehr wuchsfreudig und breiten sich flächig über das Dach aus. Unabhängig davon sieht es schön aus, der mögliche Schaden ist aber enorm.
Efeu wählt ja auch nicht immer den Weg außen herum, sonst wächst auch in das Gemäuer. Wenn die Wand Risse hat, können Sie davon ausgehen, dass Efeu gern in diese Risse hineinwächst und dicke Wurzeln ausbildet. Es kann bei alten Häusern auch sein, dass dann der Efeu an der Innenseite des Gebäudes aus den Rissen herauswächst. Die oben genannten Arten, die man selbst anbinden muss haben die unangenehmen Eigenschaften alle nicht.

Zum Abschluss noch die Fassadenbegrünung einer sehr unansehnlichen Eternit oder Asbestfassade. Sie ist nun mal da und Wilder Wein ist in der Lage auch diese zu begrünen. Wilder Wein schfft es ca. 7 m jedes Jahr von ganz unten bis ganz oben zu wachsen. Da die Nachbarin die Pflanze nicht auf dem Dach haben möchte wird der wilde Wein in ca. 1 m Höhe jedes Jahr abgeschnitten. Man sieht noch die toten Treibe der vorherigen Jahre an der gesamten Fassade. Bereits Mitte Juni hat die Pflanze wieder eine Höhe von 3,50 m erreicht. Im Herbst ist die gesamte Hauswand dann grün.


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